ZWISCHEN MINNEAPOLIS UND DEN BLACK HILLS
Auf meiner mehr als vierzehnstündigen Fahrt, von Minneapolis zu den Black Hills, wo vorbei an ganzen Gegenden, die von einer grossen Ueberschwemmung grösstenteils noch unter Wasser lagen, ich Tags darauf vorhatte, die vier im Felsen verewigten Präsidenten Köpfe zu besichtigen, kamen wir noch nachts in ein stürmisches Gewitter. Im stockfinsteren Bus schlief bereits alles. Ausser mir, war einzig, in Erfüllung seiner Pflicht, der schon nicht mehr ganz junge Bus-Driver noch hellwach. Auch wenn ich ihn im Dunkeln nicht sehen konnte, spürte ich doch deutlich: Da vorne sitzt ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Das Glimmen seiner Zigarette, mit dem er sich souverain über jegliches Rauchverbot hinwegsetzte, veriet mir, beruhigendes Vertrauen entgegenströmend, seine allgegenwärtige Präsenz; gab mir das sichere Gefühl, zu wissen, da vorne sitzt einer, dem niemand zu sagen braucht, was er zu tun hat; der ganz genau weiss was er tut, und einfach tut was er tun muss. Draussen peitschte der Regen auf die dunkle Strasse und über die endlos weiten Felder, und ich genoss es, wohlig eingenistet im warmen, vor Nässe mich schützenden Bus zu sein; zu beobachten, wie die verästelten Blitze immer wieder von neuem über einen wolkenschweren Himmel zuckten, um für Momente die ganze Umgebung in ein jähes, grelles Licht zu tauchen. Ich spürte, die davon ausgehende enorme Kraft, und bestaunte fasziniert das grandios überwältigende Schauspiel der Natur. Still und andächtig sass ich da. Ich wusste mich in sicherer Hut. Mir war so richtig behaglich zumute, denn es glomm jene von Zeit zu Zeit beharrlich sich regende und nie erlöschende Zigaretten-Glut, wie das Licht das leuchtet in der Finsternis, und gab mir Geborgenheit in dieser schicksalsträchtigen Nacht. Durch dieses Glühen, ging von jenem Mann am Lenkrad etwas väterliches aus. Gleichzeitig kam ich mir dabei, die ich ja ebenfalls noch wach war vor, wie eine Art Ur-Mutter. Alles schlief. Nur wir zwei waren wach, und wir beide wachten sozusagen über das Schicksal unserer Kinder - all den Mitpassagieren in diesem Bus - ich mit meinen guten Gedanken, und er mit sicherer Hand. Alles war gut. Uns konnte nichts geschehn. Mir war ganz warm in der Brust. Ich fühlte mich stark, und eins mit dem ganzen Universum.
_